Wenn sich im Februar und März ein papageienfarbiger Tross von Radlern über Straßen und Pässe der Insel wälzt, sieht man, dass Mallorca auch eine Insel der Radfahrer ist. Durch die Errichtung eines weitmaschigen und gepflegten Radwegsystems haben die Kommunen in den letzten Jahren viel dazu beigetragen, dass sich auch der Otto-Normal-Radler unbeschwert und freudig auf seinen Drahtesel schwingen kann.
Wir wollen es aber nicht unserem ehemaligen Radprofi Ulrich gleichtun, der hier früher die Pfunde runter – und die Pässe rauf zu strampeln versuchte, sondern wir drehen im Südwesten eine gemütliche Radrunde.
Inhaltsverzeichnis
Die moderne Geschichte Mallorcas
Unser Ausgangspunkt ist Santa Ponsa, das wir aus wohl erwogenen historischen Gründen als Anfangs- und Endpunkt unserer eintägigen Radrundfahrt gewählt haben. Hier an der Bucht von Santa Ponsa beginnt nämlich die „moderne“ Geschichte Mallorcas. Am 12. September 1229, 6 Uhr morgens landen 12.000 christliche Krieger mit Pferden, Eseln und Ochsenkarren auf 155 Segelschiffen unter Führung des Königs von Aragón in der sandigen Bucht von Santa Ponsa. Ein Gedenkkreuz, dessen Spitze immer wieder von Herbststürmen abgeknickt wird, erinnert noch heute an diese historische Landung, das die „Reconquista“, die christliche Wiedereroberung gegenüber den islamischen „Moros“ dokumentiert.
Wir fahren jetzt gemütlich auf dem Fahrradweg den Eroberungszug entlang, den das aragonisch-katalanische Heer vor ca. 783 Jahren gezogen ist. Dass das christliche Expeditionsheer ungestört an Land gehen konnte, war der größte Fehler des mohammedanischen Kalifen und das größte Glück des christlichen Königs.
Wir strampeln nun vom Strand weg und passieren das von einer hohen Mauer umschlossene Landgut des Marquès de Santa Ponsa. Wir können von außen nur einen Blick auf hohe alte Palmen und einen hochstrebenden, wuchtigen Befestigungsturm werfen.
Die Grafen von Santa Ponsa
Das hiesige Grafengeschlecht führt seinen Ursprung bis auf die Eroberungszeit, bei der nach mittelalterlichem Brauch die adeligen Mitstreiter vom König mit Land belohnt wurden, zurück.
Die Grafen von Santa Ponsa, die dem Ort auch ihren Namen gaben, lebten feudal und fidel, bis in den 30er Jahren unserer Zeit eine große Krise über Spanien kam, von der auch unser Adelsgeschlecht nicht verschont blieb. Krise hin, Krise her, schließlich besaßen die Grafen genug Land, und um wieder flüssig zu werden, verpfändeten sie die Felder, Äcker und Wiesen für 3 Peseten pro Quadratmeter an die Bank „March“ mit der Auflage, sie für den gleichen Preis 20 Jahre später zurückkaufen zu können.
Aber die gräfliche Familie hatte das Geld verjuxt, keine Peseten im Beutel und der Bankier March wurde rechtmäßiger Eigentümer der Ländereien. Das hatte zur Folge, dass der Adel verarmte und March, der übrigens auch der Finanzier von Generalissimo Franco war, zu einem der reichsten Männer Spaniens aufstieg. Heute beziffert das spanische Immobilienportal Idealista den durchschnittlichen Quadratmeterpreis für gebrauchte Immobilien in Santa Ponsa übrigens mit 2.676,- Eur.
Der Hügel der Schlacht
Bestimmt schneller als die Soldaten nähern wir uns Richtung Magaluf, dem ersten Schlachtfeld zwischen „Christianos“ und „Moros“. Auf einer kleinen Anhöhe „Coll de Sa Batalla“ (Hügel der Schlacht), stellen sich die Araber zu Kampf. Sie werden vernichtend geschlagen, aber die beiden Neffen des Königs Montcada verlieren ihr Leben. Ein Geschichtsschreiber berichtet:
„Der König vergoss über den Verlust bittere Tränen.“
Ein Eisenkreuz direkt neben dem Radweg vor Magaluf erinnert an die Gefallenen.
Der Bischof von Barcelona zelebriert auf einem mächtigen Stein eine Dankesmesse. 1929 wird als Erinnerung an dieses Ereignis an der gleichen Stelle eine neugotische Kapelle errichtet. Die christlichen Truppen ziehen nach der Schlacht und nach der Messe wohlgemut in Richtung Palma weiter.
Playa del Mago
In „Bendinat“, auf Deutsch „Gut gegessen“, tafeln die Krieger und schlagen ihr Lager auf. Wir radeln allerdings nicht Richtung Palma wie das Heer, sondern biegen nach rechts ab Richtung Golfplatz „Poniente“. Am Golfplatz vorbei müssen wir jetzt im Kiefernwald in die Pedale treten, denn es geht zügig aufwärts, bis wir zu einer Kreuzung gelangen, bei der ein Schild Richtung „Playa del Mago“ und das andere nach „Porta Vells“ zeigt.
Wir sind jetzt auf dem höchsten Punkt angelangt, schätzungsweise 200 Meter über der Dreifingerbucht. Es geht nun steil bergab zur mittleren Bucht, der „Playa del Mago“, dem „Strand des Magiers“. Zwischen steilen Felsen eingeklemmt öffnet sich eine kleine Sandbucht, auf der lauter nackte Menschen liegen.
Das Meer wechselt von grünlicher Färbung in Ufernähe bis hin zum tiefen Türkisblau weiter draußen.
Verschwitzt werfen wir Hemd und Hose ab und stürzen uns in das kühle Nass und schwimmen aufs Meer hinaus. Hier haben private Yachten ihre Anker gesetzt und ihre Besatzung lässt sich die Sonne auf den Bauch oder auf den Rücken brennen. Auch Julio Iglesias tummelt sich hier öfter. Jetzt sehen wir auch, warum das Areal Dreifingerbucht genannt wird. Links und rechts sind nämlich noch zwei Sandbuchten. Warum unsere FKK-Bucht „Strand des Magiers“ genannt wird, da müssen wir erst den Wirt des kleinen Gasthauses, das direkt an der Bucht liegt, fragen. Antwort:
„Hier haben die Amerikaner mit Anthony Quinn wegen der zauberhaften Lage 1967 den Film „The Magician“ gedreht, in dem ein Magier seine Zauber- und Hokuspokuskunststücke vorführte.“
Auf der anderen Seite, der Bucht von Porta Vells sieht man mächtige, in den Stein gehauene Höhlen. Die herausgebrochenen Steine wurden zum Bau der Kathedrale von Palma verwendet. Eine im Sturm gekenterte Schiffsmannschaft, die sich in die Höhle retten konnte, hat als Dankbarkeit zu Ehren der Gottesmutter Maria, Mond, Sonne und Sterne aus Stein gemeißelt. Es ist das gleiche Motiv wie die Rosette in der Kathedrale von Palma.
Wir treten nun die Rückfahrt an, aber besser gesagt zuerst die Rückwanderung, denn der Weg ist zu steil, um ihn erstrampeln zu können. Oben an der Kreuzung geht es nun hurtig durch den Wald bergab zum Golfplatz Poniente. Wir schlagen allerdings diesmal nicht die Heeresroute ein, sondern fahren über den Hafen Port Adriano an der pittoresken Felsenformation Mal Grats vorbei gemütlich zurück nach Santa Ponsa.
Ein wunderbarer Artikel. Danke!
Hola Herr Höpfl,
wir freuen uns, dass Ihnen der Artikel über die Playa del Mago gefallen hat.
Mit sonnigen Grüßen aus Santa Ponsa