Am 29. April verfolgten knapp 500 Teilnehmer ein Webinar zum Thema „Immobilienmarkt Mallorca – Startbahn oder Sackgasse?“
Die Diskussionsrunde fand auf Einladung des lokalen Steuerbüros European@ccounting statt, die Moderation übernahm die bekannte TV-Journalistin Sabine Christiansen. Die frühere Tagesthemen Moderatorin besitzt selbst seit Jahren eine Immobilie auf Mallorca und hat sich entschieden, auch die Zeit des Corona Lockdowns dort zu verbringen.
Das komplette Webinar auf Youtube
Als Experten und Talkgäste geladen waren Hans Lenz in seiner Funktion als Präsident des neu gegründeten internationalen Maklerverbands ABINI, Timo Weibel, Managing Director von Porta Mallorquina, Lutz Minkner, Gründer der Immobilienagentur Minker & Partner, und Andreas Dinges, Geschäftsführer von Private Property Mallorca.
Mallorca Immobilienmarkt – Startbahn oder Sackgasse?
Gastgeber des Webinars, Willi Plattes, Geschäftsführer von European@ccounting, präsentierte zu Beginn direkt harte Fakten: Die gewaltigen Corona-Hilfen der EZB würden die Geldmengen aus der Finanzkrise um ein Vielfaches übersteigen. Dies werde eine Inflation nach sich ziehen, die sich zwangsläufig auf die Immobilienpreise auswirken werde. Willi Plattes geht von einer Steigerung aus:
„Diese Inflation werden Sie nicht beim täglichen Einkauf im Supermarkt merken, sondern bei den Immobilienpreisen.“
Auch die Immobilienexperten waren sich einig, dass Mallorca als Standort begehrt bleiben würde.
„Bei uns ging die Zahl der Anfragen nur unwesentlich zurück, dafür ist die Qualität sehr hoch. Die Kunden wissen genau, was sie wollen und warten nur darauf, dass sie wieder auf die Insel können.“,
berichtet Timo Weibel aus der Praxis. Überhaupt bewegte die Frage, wann man wieder auf die Insel kommen könne, die meisten Zuschauer, die sich über einen Online-Chat melden konnten.
Hans Lenz meldete sich hier zu Wort und bestätigte, dass die TUI derzeit in ihren Planungen von August ausgehe. Der Verband ABINI würde hier im Dialog mit der Inselregierung stehen. Trotz allem Wunsch und Drang, das Immobiliengeschäft, das rund 20 Prozent des Brutto Inlandsprodukts der Balearen beträgt, so schnell wie möglich wieder zu beleben, sind sich alle einig, dass der Gesundheitsschutz an erster Stelle stehen muss.
Und hier, so sind sich alle einig, haben die Balearen ihren Insel-Vorteil hervorragend genutzt. Durch die vergleichsweise schnelle Schließung des Hafens und des Flughafens konnten die Infektionszahlen sehr niedrig gehalten werden. Mallorca hatte aber auch Glück im Unglück – keiner wollte sich vorstellen, was passiert wäre, wenn Corona mitten in der Ballermann-Hochsaison ausgebrochen wäre.
Dass Mallorca Vor-Corona anders war, als es Nach-Corona sein wird, dem stimmen alle zu, zumindest für das Jahr 2020, in dem sicher keinerlei Massenpartys stattfinden werden und überfüllte Strände nicht vorstellbar sind.
„Das Bild der Städte wird sich ändern.,“
befürchtet Timo Weibel. Seiner Meinung nach wird sich die Krise am stärksten auf den Gewerbeimmobilienmarkt auswirken. Er befürchtet, dass viele Läden schließen werden müssen und auch der Leerstand bei Büroflächen höher werden könnte, da während des Lockdowns so manches Unternehmen die Vorzüge einer Home-Office Struktur erkannt hätte.
Luxusimmobilien krisensicher
Auch Lutz Minkner sieht den privaten Ferienimmobilienmarkt als sehr krisensicher. Vor allem im Segment der Luxusimmobilien seien die Käufer sehr rezessionsresistent. Er kann sich sogar vorstellen, dass hier die Preise noch steigen. Ein Szenario, das sich auch Andreas Dinges gut vorstellen kann.
Wie das beim Mittelstand aussehe, das hänge nach Einschätzung von Lutz Minkner wohl von der Dauer der Krise ab. Hier könnte es unter Umständen noch zu einem Einbruch kommen, wenn die Arbeitslosenzahlen aufgrund eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs steigen würden. Einen Effekt wie bei der spanischen Immobilienkrise 2009 sieht er aber nicht:
„Das Zinsniveau heute ist deutlich geringer als damals bei der Finanzkrise. Außerdem gibt es heute Stundungsvorschriften für die Banken und Zwangsversteigerungen sind in der Krisenzeit verboten.“
Hier sieht Lutz Minker die Politik gefordert. Willi Plattes wirft dazu in die Runde, dass die spanische Regierung seiner Meinung nach dringend die Vermögenssteuer überdenken könne. Diese Steuer bringe den Balearen aktuell rund 24 Millionen Euro Einnahmen – schrecke aber solvente Investoren davon ab, ihr Geld nach Spanien zu bringen.
Nach einer Stunde endete die Diskussionsrunde und man war sich einig, dies in ein paar Wochen fortzusetzen.