Vor 100 Jahren starb der erste ausländische Investor auf Mallorca, Erzherzog Ludwig Salvator. Seinem Beispiel folgten bis heute auch viele Österreicher – ein Rückblick auf ein Jahrhundert gemeinsame Geschichte.
1867 betrat Ludwig Salvator von Österreich-Toskana, der wohl reiselustigste Habsburger seiner Zeit, das erste Mal mallorquinischen Boden und war so begeistert von der Insel, dass er dem Hofe zu Wien den Rücken kehrte und seinen Lebensmittelpunkt nach Mallorca verlegte. „S’Arxiduc“, der Erzherzog, wie ihn die Mallorquiner liebe- und respektvoll nannten, erwarb 1872 als erster Ausländer im Nordwesten der Insel den Landsitz Miramar, idyllisch an der Küste zwischen Valldemossa und Deià gelegen. Der offiziell erste ausländische Tourist und Investor widmete sich der Erforschung der Natur, dem Landschaftsschutz und erschloss die Umgebung. Nicht zuletzt, um seinen höfischen Freunden aus Wien, darunter auch zweimal seiner Cousine, Kaiserin Sisi, die Schönheiten der Insel zeigen zu können.
Am 12. Oktober 2015 jährte sich sein Todestag zum 100. Mal – sein ehemaliges Wohnhaus, Son Marroig, kann heute noch besichtigt werden, begraben ist der Erzherzog standesgemäß in der Kapuzinergruft in Wien. Er verstarb in der Heimat, in die er bei Ausbruch des 1. Weltkrieges zurück beordert wurde. Die Finca S’Estaca, die früher ebenfalls zum erzherzoglichen Besitzstand gehörte, wurde 1989 an den Hollywoodstar Michael Douglas verkauft, der hier gerne mit Freunden und Familie seine Urlaube verbrachte. Seit Ende letzten Jahres steht das Anwesen für 30 Millionen zum Verkauf.
Prominenz aus Politik und Wirtschaft
Mit dem Ende der Monarchie wurde es aus österreichischer Sicht wieder ruhig auf Mallorca, bis 1976 der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky sich ein Haus in Costa d’en Blanes, im Südwesten der Insel, baute und es mit illustren Besuchern wie Palästinenserführer Yassir Arafat und Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi zur Kulisse der Weltpolitik machte. Am 29. Juli 2015 jährte sich der Todestag des beliebten Altkanzlers zum 25. Mal. In den 70er, 80er und 90er Jahren zog es neben der Familie Kreisky weitere österreichische Prominenz aus Industrie und der Unterhaltungsbranche nach Mallorca, wie zum Beispiel die Unternehmerfamilie Swarovski oder Reinhard Fendrich.
Die gebürtige Oberösterreicherin Ursula Gassner lebt seit über 20 Jahren auf der Insel, sie kam als Reiseleiterin, verliebte sich und lebt heute mit ihrer Familie in Calvià, im Südwesten der Insel. Seit 15 Jahren ist sie in der Immobilienbranche tätig, seit 5 Jahren als Immobilienmaklerin für Porta Mallorquina Real Estate.
Österreichische Kunden hatte sie in der Vergangenheit immer wieder, doch seit etwa zwei Jahren, so erzählt sie, hätten ihre Landsleute die Insel „neu“ entdeckt und die Kaufanfragen häufen sich. Die offiziellen Zahlen geben ihr Recht, laut Flughafenbetreiber Aena betrug 2007 das Passagieraufkommen aus Österreich 190.215 Personen, 2014 flogen bereits 242.028 Passagiere nach Palma de Mallorca. Auch die Anzahl der Immobilienkäufe steigern sich, mittlerweile wird jede dritte Immobilie auf den Balearen an einen Ausländer verkauft. Nach Angaben der spanischen Notarkammer ist der Anteil österreichischer Käufer im Vergleich zu den Deutschen (33,56% in 2014), aber auch den Schweizern (2,79% in 2014) mit 1,31% noch relativ gering, steigerte sich jedoch von 2013 auf 2014 um 21%.
Claudia Heigl und ihr Mann besitzen seit Oktober 2013 eine Wohnung im Südwesten der Insel, Ca‘s Català.
„Ursprünglich wollten wir etwas in Portofino kaufen, doch die Anfahrtswege waren uns dann zu lange.“,
berichtet die Geschäftsfrau aus Oberösterreich. Dann rückte Marbella in den Fokus der Suche, aber als dann die Flugverbindungen immer über Palma de Mallorca gingen, kam das Ehepaar auf die Idee, sich direkt auf der Insel umzusehen. Über Maklerin Ursula Gassner wurden sie schließlich fündig. Rund 70 Tage verbringt Claudia Heigl im Jahr auf der Insel und schwärmt vor allem von der guten Erreichbarkeit:
„In weniger als 3h bin ich von Haustür zu Haustür.“ , da lohnt sich sogar ein Wochenendtrip auf die Insel.
In ihrem Bekanntenkreis stieß die Neuerwerbung auf großes Interesse, viele überlegen ebenfalls, im Ausland zu investieren:
“ Wie wollen Sie denn heute Ihr Geld anlegen? Mit einer Immobilie in guter Lage kann man nichts falsch machen.“
Vor allem, da das Preisniveau auf den Balearen aufgrund des Preisdrucks der spanischen Immobilienkrise seit 2009 gesunken ist, bzw. sich mittlerweile auf dem Niveau vor der Krise stabilisiert hat. Damit steht Spanien im Vergleich zu den Herkunftsländern der Käufer, Deutschland, Österreich und Schweiz, einmalig da, denn in Mitteleuropa sind die Immobilienpreise seit der Finanzkrise 2010 jährlich kräftig gestiegen.
Auch wenn Mallorca nie das „10. Bundesland“ der Alpenrepublik werden wird, so besteht doch eine lange Tradition zwischen Österreich und der größten Baleareninsel. Und wenn sich darüber hinaus die Möglichkeit einer interessanten Wertanlage bietet, so tritt man doch gerne in die Fußstapfen des Erzherzogs.