Endlich Dienstag! Das bedeutet Tapas, Bier und Wein für je einen Euro bei der „Ruta Martiana“ in Palmas Altstadtviertel Sa Gerreria.
Ungefähr ein gutes Dutzend Bars und Kneipen beteiligen sich an diesem außergewöhnlichen Stadtprojekt in dem ehemaligen Handwerksviertel, das einst besonders Töpfer und Körbeflechter bevölkerten.
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Vor einigen Jahren gemieden, heute angesagt – das Viertel Sa Gerreria in Palmas Altstadt
Noch vor ein paar Jahren hätte man in dem Viertel zwischen der Einkaufsmeile Sindikat und den Avingudas im Osten eher das Weite gesucht, denn hier war es nicht gerade ungefährlich: Drogendealer, Prostituierte und Bandenkriege beherrschten das abfällig genannte „barrio chino“.
Heute sieht das anders aus: Der einstige „Hinterhof“ der Altstadt ist schwer angesagt. Es gibt zahlreiche Szenekneipen und schicke Restaurants haben eröffnet.
Neuerdings gibt es sogar kleine, aber feine Altstadthotels. Langsam aber sicher entdecken auch die Touristen dieses bei jungen Palmesanern so beliebte Viertel, wozu sicherlich auch die Ruta Martiana beigetragen hat. Der Begriff „Martiana“ kommt übrigens von „Martes“, sprich Dienstag.
Tapas am zweiten Tag der Woche, das sind vor allem die „pintxos“ genannten kleinen Spieße: ein Scheibchen knackiges Weißbrot, darauf ein Stück Manchego-Käse mit einer getrockneten Tomate, ein Stückchen Schweinelende mit ein paar Kapern, gebratene grüne „Pimientos de Padrón“ mit etwas Frischkäse, Serrano-Schinken oder ein Lachsröllchen und unendlich viele weitere köstliche Varianten, bei denen Auge und Gaumen dahinschmelzen. Der Phantasie der Wirte sind keine Grenzen gesetzt!
Die besten Locations auf der „Ruta Martiana“
So beispielsweise in der Barfarina, die trotz kürzlichem Besitzerwechsel immer noch ein obligatorischer Stopp ist. Die Bar im Stil der
Siebziger mit der bunten Lampenreihe über der Theke und der chilligen Musik ist zudem ein Experte für Gin Tonics, die es dienstags natürlich auch zum günstigeren Preis gibt. Der neue Koch Adrian reicht uns köstliche Kartoffelschiffchen mit Speck und sein Dip aus Krebsfleisch, gehackten roten Zwiebelchen und irgendetwas Fruchtigem ist eine wahre Delikatesse.
Eine Superauswahl von Häppchen auf Brot findet man auch im Molta Barra, eine rundum bemerkenswerte Location, die auch als „Pintxodromo“ bezeichnet wird. Hier ist immer etwas los: Schon früh am Abend bevölkern junge Mallorquiner den hohen, mit altem Spielzeug phantasievoll gestalteten Raum, der vor einhundert Jahren eine Drogerie beherbergte. Es erwarten Stimmung, eine Riesenleinwand, verschiedenste Sorten Bier, laute Musik, wechselnde Kunstausstellungen und alternative Kulturevents. Nicht zuletzt ist das Molto Barra auch ein Treffpunkt für Backpacker und Couchsurfer.
Unser Liebling aber ist das Ca La Seu. Eine traditionsreiche Bar in einem Lokal, das verbrieft über 500 Jahre alt ist und aus dem Jahr 1510 datiert. Diese Kneipe ist ein lebendiges Museum: die alte Theke, der hohe, angenehm temperierte Raum mit Deckenbalken und mallorquinischen Korbflechter-Elementen. Die Tapas sind ein exquisiter Genuss, z.B. die halbierten frischen Feigen mit einem Pfefferminzblatt und einem Streifen Entenschinken, die es – wie uns die sympathische Wirtin Carolina erklärt -, ausschließlich im September gibt, wenn die Feigen reif sind. Zum Nachtisch wird ein Spieß aus bunten süßen Weingummis genascht.
Weitere Klassiker der wöchentlichen „after work“-Tapastour sind die Bar Boya, die Bar Flexas, das Cero ’58 oder auch das gute alte Café d’en Coll, deren Tapas Qualitäten von bodenständiger Hausmannskost vorweisen und wo das Brot selbst gebacken ist. Diese Bar ist zudem ein guter Einstieg in die Martiana, da in unmittelbarer Nähe zum Parkplatz Plaça Mayor. Auch die Noodle Bar an der Plaça d’en Coll ist bei dem Tapaszug dabei, den man möglichst nicht vor 19.30 Uhr starten sollte, denn ansonsten putzen die Köche noch ihre Töpfe.
Und – das ist ja nichts neues in Spanien – je später der Abend, desto voller und unterhaltsamer wird es. Wer die Route allerdings zu genau plant und sich dabei aufs Internet verlässt, kann enttäuscht werden. In Sa Gerreria ist zu viel in Bewegung. Die Kneipen wechseln die Besitzer und einige steigen aus, weil sie keinen Ärger mit den Anwohnern möchten, wie zum Beispiel die nette Bar Rita. Wieder andere haben ihren Namen gewechselt, so ist aus der Clinica Veterinaria jetzt das Vintage 6 geworden, das mit romantischer Deko seinem Namen alle Ehre macht. Und bei mancher kleiner Gastro-Oase ist es einfach nur schade, dass sie nicht mitmacht, wie zum Beispiel bei der Tortilleria an der Plaça de sa Quartera mit der zu später Stunde so magischen Stimmung.
Am besten man lässt sich treiben und folgt den Nachtschwärmern. Auch haben die Bars das Dienstagsangebot mit „tapa = 1 €“und „vino/cerveca = 1 €“ ausgeschildert. Abenteurer können sich auf eine (kulinarische) Schatzsuche machen!
Zum Schluss noch ein Tipp
Wer es etwas ruhiger mag, dem sei die Route am Mittwoch empfohlen, denn die Martiana-Angebote gelten größtenteils – aber nicht überall – auch am Mittwoch. Wer dann durch die verwinkelten Gassen schlendert und sich die uralten Gemäuer anschaut, von denen einige bereits restauriert wurden, während andere lediglich aus ihren Fassaden bestehen, dem weht nicht nur der Duft der Tapas sondern auch der Geist der Geschichte der alten Hafenstadt Palma um die Nase.