Rafa Nadal & Co. haben geholfen, die Insel zu einem beliebten Ziel von Leistungs- und Hobbysportlern zu machen. Viele deutsche Athleten haben dort inzwischen ein zweites Zuhause.
von Stefanie Claudia Müller
Spanien ist eine Sport-Nation. In vielen Disziplinen sind die Spanier weltweit vorne. Menschen wir Rafa Nadal und Pau Gasol sind zudem moralische Vorbilder in der Gesellschaft, was sich auch auf den Tourismus ausgewirkt hat. Nach Angaben des spanischen Statistikamts INE sind rund 10 Millionen Urlauber sportlich aktiv bei ihrem Aufenthalt in Spanien. Viel mehr kommen, um sich Spiele und Austragungen von ihren Lieblingsvereinen und Tennisspielern in Madrid, Valencia, Sevilla oder Barcelona anzuschauen.
Der spanische Erfolg liegt auch an einem sehr guten Netz von öffentlichen Ausbildungszentren im ganzen Land, aber auch am Interesse der Eltern, die den Wettbewerbsgeist in ihren Kindern von klein auf fördern und dafür viel Zeit opfern und Geld investieren. Vor allem beim Golf, Basketball und Fuβball ist die spanische Talentförderung inzwischen international ein Vorbild. Im Sommer werden die Kleinsten meist in monatelange Sport-Camps geschickt, wo morgens Tennis gespielt wird und nachmittags geschwommen. Diese laufen von Ende Juni bis Anfang September und werden inzwischen auch von Touristen genutzt. Viele finden auf Englisch statt, womit dann noch eine Sprache gelernt wird.
Mallorca ist einer der beliebtesten Destinationen für diese Ferienlager, weil dort die entsprechenden Anlagen zur Verfügung stehen und auch die Promis nicht weit weg sind, die dann zur Autogrammstunde vorbeischauen. Auf der Insel wird neben Tennis und Segeln auch Golf ganz groβ geschrieben. Es gibt 22 Clubs, die rund 650.000 green fees jedes Jahr verkaufen, was ungefähr 150.000 Golf-Touristen entspricht nach Daten des Hotelverbandes Federación Empresarial Hotelera de Mallorca und der Unternehmerlobby CAEB. Gerade hier sind die Einnahmen rund um die Aktivität enorm, weil damit auch Geschäfts- und Gruppenreisen verbunden sind, meistens von Menschen mit hohem Einkommen.
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Mallorca ermöglicht alle sportlichen Facetten von Klettern bis Segeln
Gepusht wurden die verschiedenen Fitness-Installationen mit ihren eigenen Immobilien auf Mallorca in den 90er Jahren vor allem durch deutsche Spitzensportler. Zuerst kamen die damaligen Tennisstars Boris Becker und Carl-Uwe Steeb auf die Insel und sorgten für einen regelrechten Boom des Ballsports und entsprechender Hotelanlagen. Jetzt sind es vor allem Fuβballer, die dort trainieren und sich ein Eigenheim auf der Insel kaufen wie der gerade 28jährige Nationalspieler Jonas Hofmann, der ein Grundstück in der Nähe von Alcúdia erworben hat und kürzlich in einem Interview sagte:
„Nach meiner aktiven Karriere würde ich hier gern ein paar Wochen im Jahr verbringen“.
Das Klima ist ideal, einige Hotels sind inzwischen spezialisiert auf diese Art von Training-Camps und die Infrastruktur von öffentlichen Schwimmbädern, Laufstrecken und Tennis-Plätzen wurde der wachsenden Nachfrage über die Jahre angepasst. Selbst in Palma können die Menschen inzwischen kilometerlang am Meer entlang joggen und das Fahrrad hat schon längst die Stadt erobert.
Auch Leistungssportler brauchen Beratung beim Immobilienkauf
Der Leistungssport war immer auch mit Luxusimmobilien auf Mallorca verbunden, die in der Nähe von Golf- oder Tennisplätzen im Pack verkauft wurden. „Bobbele“ war einer der ersten, der Ende der 90er Jahre die alleinstehende Finca „Son Coll“ bei Artà im Inselinneren erwarb. Sein Fall galt in den Folgejahren als Beispiel dafür, dass der Kauf einer Immobilie, auch wenn der Preis niedrig scheint, genau geprüft werden sollte von Fachleuten. Er bezahlte für 2900 Quadratmeter nach Medienberichten 500.000 Euro, was heute ein unglaublich niedriger Betrag erscheint. Schon wenige Jahre später wollte er sie für 15 Mio. Euro verkaufen, weil er enormen Ärger mit fehlenden Baugenehmigungen hatte, aber genau aus diesem Grund wollte sie niemand zu dem Preis erwerben.
Für Becker gab es in Folge nur Kosten und Ärger. Das Anwesen verkam und seit 2018 lebten dort sogar Besetzer. Ein Jahr später konfiszierte einer seiner Gläubiger, die englische Privatbank Arbuthnot Latham, das Anwesen, das auch ein Schwimmbad und Tennisplätze besitzt. Auch wenn die Polizei im vergangenen Jahr die Finca von den „okupas“ befreite, ist sie nach Medienberichten immer noch nicht verkauft, was zeigt, wie wichtig die Geschichte einer Immobilie beim Verkauf ist. Während sein alter Freund Steeb immer noch ab und an auf Mallorca gesehen wird, hat sich Becker auch wegen der ganzen Skandale um seine Finanzlage wenig sehen lassen und wurde erstmals wieder in diesem Jahr gesichtet, weil sein Sohn dort seine Kunst ausstellte.
Deutsche Leistungssportler lieben die Insel
Inzwischen wohnen viele andere deutsche Fuβballer, Radprofis und Schwimmer auf Mallorca, die wiederum dazu beigetragen haben, dass inzwischen auch bedeutende Sport-Wettbewerbe auf der Insel eingeführt wurden wie der deutsche ehemalige Telekom-Fahrer Jan Ullrich. Er geriet zwar wie Becker auf falsche Wege, verschwand eine Zeit von Mallorca, kam jetzt aber wieder für ein von ihm organisiertes Radcamp, bei dem auch sein ehemaliger Rivale Lance Armstrong dabei war. Gerade jetzt im Herbst drehen die gesamten Balearen auf mit Sport-Events nachdem ein Jahr nichts stattfinden konnte, standen und stehen jetzt der Rad-Marathon „Mallorca 312“, der „Ironman Mallorca“, der „Ibiza Marathon, der „Zafiro Palma Marathon“ und die Tour „Volta en Menorca BTT“ auf dem Programm. Sie positionieren die Inseln damit nicht nur als internationale Sport-Location, sondern bringen immer mehr Touristen auf die Insel, die nicht ausgelassen feiern, sondern im Gegenteil fit und aktiv sein wollen, was für das Image von Ibiza und Mallorca langfristig wesentlich besser ist und auch mehr Einnahmen bringt.
Spanier sind inzwischen die Sporthelden von Mallorca
Waren es früher vor allem deutsche Sport-Cracks, welche für Mallorca warben, sind es inzwischen die Spanier selbst. Rafa Nadal bildet Sport-Talente in einer eigenen international sehr anerkannten Akademie in seinem Heimatort Manacor aus, was dem Inselinneren einen enormen Schub gegeben hat wie damals schon durch die Tennisaktivitäten von Becker und Steeb rund um Artà. Das wiederum hat auch einen Einfluss auf den Immobilienmarkt, weil der Blick aufs Meer nicht mehr kaufentscheidend ist bei vielen, sondern auch die Sport-Infrastruktur rund um die Immobilie. Nadal selbst glaubt, dass Tennis ein Verkaufsschlager für Mallorca ist. Die „Rafa Nadal Academy by Movistar“ ist derzeit wohl der beste Botschafter für die Austragung von Wettbewerben auf der Insel. Er ist auch ein Bindeglied zwischen den Mallorquinern und den Millionen von internationalen Besuchern der Insel.
Als die Insel 2018 überflutet wurde, packte er selbst mit an bei den Aufräumarbeiten und spendete Geld, gleichzeitig brachte er die Rafa Nadal International School auf den Weg. Sie zieht inzwischen viele Familien aus den USA, Indien und Europa nach Mallorca, weil Talente dort besser den Leistungssport mit schulischen Verpflichtungen verbinden können und damit noch Gleichgesinnte aus aller Welt kennenlernen. Vorbild sind dabei die amerikanischen Schulen.
Balearen sind auf dem richtigen Kurs
Während die spanischen Monarchen Segeln zum Aushängeschild von Mallorca gemacht haben und der gesamte Südwesten der Insel damit Millionäre ans Land zieht, hat Nadal Mallorca zum uneingeschränkten Tennis-Paradies gemacht. Und jetzt gibt es sogar Bemühungen, die Insel zu seinem attraktiven Standort von Motorrennen zu machen. Im Herbst wurde die erste „550 Challenge“ von Mallorca ausgetragen. Damit will die Balearen-Regierung vor allem erreichen, einen Ganzjahres-Tourismus durchzusetzen, der unabhängig von den Entwicklungen in Spanien ist. Rosana Morillo, Generaldirektorin für Tourismus in der Balearen-Regierung, sieht dabei Sporturlaub als einer der wichtigsten Bereiche, die weiter ausgebaut werden müssen:
„Wir arbeiten seit Jahren daran, aber es ist klar, dass es sich um ein Element handelt, das gerade jetzt zur Saisonbereinigung beiträgt“.
Übrigens auch auf dem Immobilienmarkt, der auf Mallorca bereits inzwischen weniger von Konjunktur-Schwankungen und touristischen Vorlieben abhängig ist und trotz Pandemie boomt.